Hallo Roland und Ernst,
bei NIST habe ich eine Quelle für genaue Wellenlängen gefunden:
http://physics.nist.gov/PhysRefData/ASD/lines_form.htmlDabei sind mir zwei Punkte aufgefallen:
Erstens sind für die H-Alpha-Linie alle sieben Komponenten der Fein- und Hyperfeinstruktur aufgelistet. Es muss also ein Linienschwerpunkt gefunden werden. Berücksichtigt man nur die zwei Wellenlängen, die mit "observed" bezeichnet sind, folgt mit den entsprechenden Intensitäten ein gewichteter Wert von 6562.799 Å. Im Sloan Digital Sky Survey wird praktisch derselbe Wert verwendet, nämlich 6562.801 Å:
http://www.sdss.org/dr7/products/spectra/vacwavelength.html.
Zweitens beziehen sich die NIST-Daten auf Luft unter "Standardbedingungen", was in diesem Fall einer Temperatur von 15°C und einem Luftdruck von 1013.25 hPa entspricht. Andere Quellen könnten sich durchaus auf davon abweichende Bedingungen beziehen (Wikipedia listet 14 Druck-/Temperaturkombinationen auf, die als Standardbedingungen bezeichnet werden!). Würde die H-Alpha-Linie beim gleichen Druck, aber bei 0°C gemessen, wäre die Wellenlänge um ca. 0.1 Å kleiner.
Beim Bestimmen von Radialgeschwindigkeiten mit der angestrebten Präzision scheint es mir deshalb wichtig zu sein, dass sich die Beobachter nicht nur auf eine einheitliche Ruhewellenlänge der untersuchten Linie einigen. Darüber hinaus müssen Eich-Wellenlängen benutzt werden, die sich auf die gleichen "Standardbedingungen" beziehen. Falls alle mit Neon eichen, sollte zumindest geprüft werden, ob die verwendeten Wellenlängen übereinstimmen.
Viele Grüsse
Peter
PS. Beim Durchstöbern des Netzes nach H-Alpha bin ich auf eine spannende Publikation gestossen, in welcher ein Hochpräzisionsspektrum der H-Alpha-Linie abgebildet ist. Siehe Figur 7 in
http://www.mpq.mpg.de/~haensch/FQG/teaching/schawlow.pdf. Bei 300°K sind die feinsten Strukturen durch die Dopplerverbreiterung bereits verschmiert. Die zwei noch sichtbaren Linien entsprechen vermutlich denjenigen, die bei NIST als "observed" ausgewiesen sind.