alpha Gemini

[Christian Netzel]

Hallo,
ich habe in vor einigen Tagen ein Spektrogramm von alp Gem (A0) im Bereich von 3900 - 4200 A aufgenommen und dies mit dem Spektralatlas Vers 4.0 von Richard Walker wegen der Absorptionslinie bei 4030 A verglichen. Dabei fiel mir auf, daß diese Linie sowohl Fe als auch Mn zugeschrieben wird. Ich habe dann noch das Buch von Gray und Corbally, Stellar Spectral Classification zu Rate gezogen. Dort ist für alp Gem keine Linie verzeichnet, wohl aber für bet Leo (A3) eine Mn 4030 A linie und fürHR 3974 (A7) eine Fe 4046 A Linie.
Daher meine Frage: Hat das mit der im Atlas angegebenen Linie Fe, Mn 4030-4033 seine Richtigkeit?
Viele Grüße
Christian

[Richard Walker]

Hallo Christian

Mein Atlas ist nur für niedrig bis mässig hoch auflösende Spektrografen konzipiert. Die Linienbeschriftung für MN und Fe basiert in diesem Bereich u.a. auf dem Bonner Spektralatlas für den Typ A0 (heute gratis Download). Mit solchen Spektrografen (Rmax ca. 5000) können etwa ab der späten B-Klasse nur noch die Umhüllenden von komplexen Blends identifiziert werden (ausgenommen die H-Balmerlinien). Was dies in der Praxis bedeutet kannst Du am Beispiel im Kapitel 15 (F-Klasse) Seite 69 (Atlasversion 4) nachlesen. Bei der A-Klasse sind solche Metalllinien-Blends vor allem im kurzwelligen Teil zu finden. Welche Linie in solchen Blends dominiert und somit für die Beschriftung gilt, kann sogar bei der selben Spektralklasse variieren und ist unter anderem von der Metallizität Z, der Rotationsgeschwindigkeit etc. abhängig. Es ist völlig sinnlos, sich mit mässig hoch auflösenden Spektrografen an solche Blends zu wagen. Dazu braucht es Echelle oder noch besser Cerny Turner Typen. Zur Linienidentifikation braucht es dann hochauflösende Atlanten wie z.B. Spectroweb von Alex Lobel.

Mit besten Grüssen

Richard